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Ostern, Pfingsten & Sommer, Herbst & Weihnachten 2023

Ostern Licht Glanz

Ostern 2023

Manchmal reduziert sich alles auf einen Moment. Verzaubert halten wir inne, erblicken die aufgehende Sonne über dem Horizont oder das schimmernde Mondlicht über dem Meer, vernehmen den klaren Ruf eines Vogels, entdecken unverhofft ein Lächeln auf dem Gesicht eines Menschen und spüren einen tiefen inneren Frieden.

Fast ist es, als ob die Welt in ihrem Lauf stehen bliebe und wir neu geboren werden. Die österlichen Geschichten und Erfahrungen beinhalten solche Momente, es schwinden Angst und Verzweiflung, nach und nach wird das Unvorstellbare in Worte gekleidet und verkündet – von Golgatha über das Ufer des Sees Genezareth hinaus bis in unsere Welt. Mit einem Gedicht versucht Birgit Mattausch diese besonderen himmlischen Momente zu erfassen:

Einen anderen Glanz hat die Sonne
Einen anderen Glanz hat der Mond
Einen anderen Glanz haben die Sterne

Was in dir klein ist, wird groß sein
Was in dir voll Angst ist, wird mutig sein
Lebendig wird sein, was jetzt in dir tot ist
Um dich wird Liebe sein – auch dann
Was verknotet ist, wird sich lösen
Was müde ist und verwundet, hat Kraft

Einen anderen Glanz haben die Fische
Einen anderen Glanz haben die Vögel
Einen anderen Glanz hat deine zerzauste Seele
So auch die Auferstehung.

Tag ist in der Nacht.
Finsternis ist nicht finster bei dir.
Einen anderen Glanz hat das Jetzt.
Einen anderen Glanz hat das Dann.
Einen anderen Glanz hat das Dazwischen.

Nimm. Iss. Trink.
Sprich nur ein Wort. Oder zwei.
Bist du es? Frage ich in die Nacht hinein.
Ich bin es.
Öffne dein Herz.
Ich bin da.

Ich wünsche uns diesen Glanz der österlichen Tage, wünsche, dass Sie und wir in ihn und in die Wirklichkeit der Auferstehung hineingenommen werden. Jetzt, mit offenem Herzen und hoffentlich in einer friedvolleren Zeit.

Für die Klinikseelsorge der Uniklinik Köln
Benedikt Peter

© Birgit Mattausch, Einen anderen Glanz – frauauge.blogspot.com / Der Andere Advent 2022/23 – www.anderezeiten.de

An die Tür klopfen ... Pfingsten

Pfingsten 2023

von gott aus gesehen

ist unser suchen nach gott

vielleicht die weise wie er uns auf der spur bleibt

und unser hunger nach ihm das mittel

mit dem er unser leben nährt

von gott aus gesehen

ist unser irrendes pilgern

das zelt in dem gott zu gast ist

und unser warten auf ihn

sein geduldiges anklopfen

von gott aus gesehen

ist unsere sehnsucht nach gott

die flamme seiner gegenwart

und unser zweifel der raum

in dem gott an uns glaubt

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Menschen feiern an Pfingsten das Kommen der Heiligen Geistkraft und bitten gleichzeitig immer wieder darum: „Veni Sancte Spiritus! – Komm, Heiliger Geist!“ Vielleicht ist schon dieses Ersehnen und Erwarten „von Gott aus gesehen … sein geduldiges Anklopfen“ bei uns.
Im Namen des gesamten Seelsorgeteams wünsche ich Ihnen, dass Türen und Herzen sich „pfingstlich“ auftun … 

Werner Roleff - Pastoralreferent (Uniklinik und EVK Weyertal)

(©Text nach: Andreas Knapp, Höher als der Himmel. Göttliche Gedichte, Würzburg, 3. Aufl. 2015)

Camino Francés nach Santiago de Compostela

Sommer 2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor ein paar Tagen hat sich ein jüngerer Freund auf den Weg gemacht. Arbeitsstelle gekündigt, One Way Ticket in den Norden Spaniens und bepackt mit einem knapp zehn Kilo schweren Rucksack. „Ich bin dann mal weg“. Er hat den Bestseller von Hape Kerkeling gelesen und geht den Camino del Norte nach Santiago de Compostela.

Während in früheren Zeiten die Menschen fast ausschließlich aus religiösen Motiven pilgerten, geht es heute meist darum, den Alltagsstress zu vergessen und den Kopf freizubekommen. Unterwegs sein ist wichtiger als Ankommen. Und doch ist der Pilgerweg nach wie vor ein spiritueller Weg. Der Weg kann eine Reise zu sich selbst sein – und wir vermuten, er wird anders zurückkommen.

Menschen, die sich auf den Weg machen, gibt es zu allen Zeiten. Einen der ersten Pilger können wir in Abraham sehen, der mit seiner Familie loszog, weil Gott es so von ihm verlangte. Schon in seiner Geschichte ging es in erster Linie um die Erlebnisse auf dem Weg und weniger um das Ziel, welches er, zumindest örtlich, noch nicht einmal kannte.
Im Mittelalter erlebte das Pilgern einen Boom. Menschen jeden Standes pilgerten für das Seelenheil, aus Dankbarkeit, aufgrund eines Gelübdes oder als Buße nach Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. Abenteuerlust und das Kennenlernen von anderen Ländern und Kulturen kamen später hinzu. Mit der Reformationszeit nahm das Pilgern ab, denn Berufspilger, bezahlt von reichen Leuten, brachten es in Verruf. Auch andere Trittbrettfahrer nutzten die großzügigen Rechte aus, die es jedem Pilger zu dieser Zeit erlaubten, zollfrei zu reisen und umsonst verpflegt und untergebracht zu werden.

Doch das Reisen und Pilgern veränderte sich erneut: Während für den klassischen Wallfahrer Dauer, Ziel und Anliegen meist ganz klar definiert sind, sind es beim heutigen Pilgern eher die Begegnungen und Erlebnisse unterwegs, die den Reiz der Reise ausmachen. Selbst wenn ich länger brauche, vom Weg abweiche oder mein Ziel nicht sofort erreiche, auf manchen Wegen oder an bestimmten Orten kann ich „göttliche Kräfte“ verspüren, kann prägende Erfahrungen mitnehmen und neu innere Quellen erschließen. Der momentane Pilgerweg – so wie die pauschal gebuchte Urlaubsreise – wird zu Ende gehen, der „Spirit“ wird hoffentlich bleiben und uns weitertragen. Denn, dieses Wort wird Teilhard de Chardin zugeschrieben: „Wir sind keine menschlichen Wesen auf einer spirituellen Reise. Wir sind spirituelle Wesen auf einer menschlichen Reise.“

Ob als Pilgerin, sommerlicher Urlauber oder auf dem Weg zu sich selbst, ich wünsche Ihnen eine gute Reise.

Für die Klinikseelsorge
Dr. Benedikt Peter

Reife Trauben Herbst Ernte

Herbst 2023

Reif für die Ernte

Dieser Tage erreichte mich das Foto mit den Weintrauben aus dem Garten einer lieben Freundin mit dem Vermerk: „Reif für die Ernte“. 
Foto und Titel haben mich direkt angesprochen und ich dachte mir „Wie schön, nach den langen Monaten des Wachsens und Reifens ist die Zeit der Ernte da.“ Ich freue mich immer sehr, wenn ich auch in unserem Garten beobachten kann, was da langsam heranwächst und reif wird und dann geerntet und verzehrt werden kann.

Beim längeren Betrachten des Fotos mit den vom Sonnenlicht angestrahlten Trauben wurde ich dann inspiriert zu dem Gedanken, was es mit dem Wachsen und Reifen für uns Menschen im Laufe eines Lebens auf sich hat. Vielleicht kann es das bedeuten:

So wie die Trauben einer langsamen Reifung durch die Sonne entgegengehen, so sind auch wir angestrahlt, durchstrahlt von der Liebe Christi in uns bis wir voll ausgereift sind für die ewige Liebe in Gott. Und irgendwann am Ende unseres Lebens sind auch wir dann „reif für die Ernte“. Meine Hoffnung ist, dass es mir bis dahin gelungen ist, so sehr in diese Liebe Gottes hineingewachsen zu sein und sie gelebt zu haben, dass sich Gott freut über die Ernte meines Lebens so wie meine Freundin über die Trauben in ihrem Garten.

Aufbrechen zum Licht, um mehr auf das zu achten und dem mehr Raum
zu geben, was mein Herz aufatmen und aufblühen lässt.

Aufbrechen zum Licht, um mein Augenmerk mehr auf das zu richten
und nach dem auszurichten, was mich beseelt und wachsen lässt.

Aufbrechen zum Licht, um mehr über das nachzusinnen und von dem
zu sprechen, was mich beflügelt und aufleben lässt.

Aufbrechen zum Licht, um bereit und empfänglich zu werden für den
unsichtbaren Gott, der uns in menschlicher Gestalt täglich neu begegnen will.

Paul Weismantel

Für die Klinikseelsorge
Stefanie Bartsch

St. Martin, Zillis GR, Schweiz - mittelalterliche Krippendarstellung - Detail aus der romanischen Holzdecke, Anfang 12. Jh.

Weihnachten am Tag

In Windeln gewickelt das Kind,
gleichmäßig und fest gebunden,
wie es heute kaum jemand mehr tut.

Ist sein Bild das Bild von uns Menschen,
weil auch wir oft gebunden sind
und verwickelt im Leben?

Zugleich wie ein Kokon, wie eine Larve,
die im Schein der aufgegangenen Sonne
ins Leben hinaus soll; manchmal als Anschub
nur von Ochs und Esel ein Schnauben.

Die Botschaft der Weihnacht am Tage:
Mensch werde, dass Du lebst!
Der immer neue Wunsch Gottes
als ein Versprechen …

Ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr 2024 
wünschen Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, die Seelsorgerinnen und Seelsorger an der Uniklinik Köln:

Stefanie Bartsch, Antje Hofmann, Diotim Meyer, Dr. Benedikt Peter, 
Werner Roleff, Caroline Schnabel, Dr. Norbert Stapper

Das Bild zum Text: Detail aus der romanischen Holzdecke von St. Martin, Zillis, Schweiz, Anfang 12. Jh.