Manchmal reduziert sich alles auf einen Moment. Verzaubert halten wir inne, erblicken die aufgehende Sonne über dem Horizont oder das schimmernde Mondlicht über dem Meer, vernehmen den klaren Ruf eines Vogels, entdecken unverhofft ein Lächeln auf dem Gesicht eines Menschen und spüren einen tiefen inneren Frieden.
Fast ist es, als ob die Welt in ihrem Lauf stehen bliebe und wir neu geboren werden. Die österlichen Geschichten und Erfahrungen beinhalten solche Momente, es schwinden Angst und Verzweiflung, nach und nach wird das Unvorstellbare in Worte gekleidet und verkündet – von Golgatha über das Ufer des Sees Genezareth hinaus bis in unsere Welt. Mit einem Gedicht versucht Birgit Mattausch diese besonderen himmlischen Momente zu erfassen:
Einen anderen Glanz hat die Sonne
Einen anderen Glanz hat der Mond
Einen anderen Glanz haben die Sterne
Was in dir klein ist, wird groß sein
Was in dir voll Angst ist, wird mutig sein
Lebendig wird sein, was jetzt in dir tot ist
Um dich wird Liebe sein – auch dann
Was verknotet ist, wird sich lösen
Was müde ist und verwundet, hat Kraft
Einen anderen Glanz haben die Fische
Einen anderen Glanz haben die Vögel
Einen anderen Glanz hat deine zerzauste Seele
So auch die Auferstehung.
Tag ist in der Nacht.
Finsternis ist nicht finster bei dir.
Einen anderen Glanz hat das Jetzt.
Einen anderen Glanz hat das Dann.
Einen anderen Glanz hat das Dazwischen.
Nimm. Iss. Trink.
Sprich nur ein Wort. Oder zwei.
Bist du es? Frage ich in die Nacht hinein.
Ich bin es.
Öffne dein Herz.
Ich bin da.
Ich wünsche uns diesen Glanz der österlichen Tage, wünsche, dass Sie und wir in ihn und in die Wirklichkeit der Auferstehung hineingenommen werden. Jetzt, mit offenem Herzen und hoffentlich in einer friedvolleren Zeit.
Für die Klinikseelsorge der Uniklinik Köln
Benedikt Peter
© Birgit Mattausch, Einen anderen Glanz – frauauge.blogspot.com / Der Andere Advent 2022/23 – www.anderezeiten.de